

Ausgabe 04/2022 - Neue Forschungsergebnisse
Konfliktbewältigung durch gegenseitiges Lernen
Verantwortlichkeit: Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE)

Die Erkenntnisse aus dem Insektenmonitoring und den Schadstoffanalysen in DINA sollen in konkrete Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt für Politik, Landwirtschaft und Kommunen münden. Die Suche nach Lösungen für derart komplexe sozial-ökologische Probleme scheitert häufig daran, dass unterschiedliche Beteiligte grundverschiedene Vorstellungen von Problem, Ursachen, Folgen und Maßnahmen haben.

Ein Informationsschild zu den Verhaltensregeln für Fußgänger*innen im Naturschutzgebiet. © 2020 Florian Schneider
Befund des Insektenrückgangs gilt als unstrittig – die Ursachen dafür schon
In einer Studie haben Forschende des ISOE – Institut für Sozial-ökologische Forschung herausgearbeitet, welche Positionen und Konflikte seit 2016 zum Thema Insektensterben besonders dominant sind. Die Studie des ISOE zeigt in vielen Punkten Übereinstimmung der Akteure aus Landwirtschaft und Naturschutz. Für die wenigsten Akteure ist strittig, dass der Rückgang von Insekten flächendeckend ist, so wie es der Weltbiodiversitätsrat IPBES 2019 beschrieben hat. Alle Akteure forderten zudem eine bessere, objektive Datenlage im Rahmen eines umfassenden Insektenmonitorings. Bei der Umsetzung gehen die Meinungen jedoch auseinander, gerade wenn es um die Finanzierung eines Monitorings geht. Eine stark unterschiedliche Bewertung zeigt sich auch bei der Frage nach den wesentlichen Ursachen des Insektenrückgangs. Vor allem werden der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Einträge von Stickstoff, Verlust von Habitaten und Mängel im Naturschutzgebietsmanagement kontrovers diskutiert. Weitgehend Konsens besteht aber über die Einschätzung, dass die Ursachenfaktoren sehr komplex miteinander verflochten sind, und dass weitere Forschung dazu nötig ist. Von großer Bedeutung dürfte nach Einschätzung der ISOE-Autor*innen sein, dass viele landwirtschaftliche Akteure ein Interesse an Insektenschutz und Naturschutz zeigen. Unter den gegebenen wirtschaftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen sind sie jedoch mit der schwierigen Abwägung zwischen Wettbewerbsfähigkeit und Sicherung der bäuerlichen Existenz einerseits und Umwelt- und Insektenschutz andererseits konfrontiert.
Überblick zur Studie:
https://www.isoe.de/aktuelles/news/detail-all/news/studie-zukonfliktlinien-beim-themainsektenschutz/
Studie im Volltext (frei zugänglich):
http://isoepublikationen.de/fileadmin/redaktion/ISOE-Reihen/msoe/msoe-59-isoe-2020.pdf
Dialog-Veranstaltungen
Um Wege für die Vermittlung von Maßnahmen rund um Naturschutzgebiete zu finden, führt das ISOE Dialog-Veranstaltungen an drei ausgewählten Untersuchungsstandorten des DINA-Projekts durch. Dazu werden Personen aus Landwirtschaft, Verwaltung, Naturschutz und aus anderen Interessensgruppen vor Ort eingeladen, um gemeinsam mit den Forschenden aus dem Projekt einen konstruktiven Austausch zu starten.
Über einen Zeitraum von zwei Jahren soll an jedem dieser drei Orte eine Veranstaltungsreihe mit jeweils bis zu vier Terminen stattfinden. Darin wird zunächst eine gemeinsame Verständigung über die DINA-Forschungsergebnisse, über die lokalen Probleme, Perspektiven und lokale Dynamiken in und um das betroffene Naturschutzgebiet erarbeitet. Anschließend werden praxistaugliche Maßnahmen zur Verbesserung des Insektenschutzes im und um das Naturschutzgebiet diskutiert und gemeinsam abgewogen.
Der kontinuierliche Austausch über den Projektzeitraum dient sowohl der Vernetzungz wischen den Akteuren und Forschenden als auch der Erarbeitung von Wissen übereinen mit der Praxis vereinbaren Naturschutz in der Agrarlandschaft.– lokal nutzbar und auch für andere Standorte relevant.
Über das ISOE
Das ISOE gehört zu den führenden unabhängigen Instituten der Nachhaltigkeitsforschung und hat seinen Sitz in Frankfurt am Main. Seit 30 Jahren entwickelt das Institut wissenschaftliche Grundlagen und zukunftsfähige Konzepte für Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft – regional, national und international. Die Forschung des Instituts bewegt sich zwischen grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung, zwischen Natur- und Sozialwissenschaft sowie zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Für die Dialog-Reihe greift das ISOE auf reichhaltige Erfahrungen in der transdisziplinären Forschung zurück. Insbesondere das erprobte Format der Stakeholder-Dialoge, integrative Methoden zur Wissensgenerierung, Diskursfeldanalysen und Planspiele dienen als Methodenbausatz für die geplanten Dialoge.
Folgende ISOE-Mitarbeiter*innen aus den Forschungsschwerpunkten ‚Transdisziplinäre Methoden und Konzepte‘ sowie ‚Biodiversität und Bevölkerung‘ bearbeiten das DINA Projekt:
Dr. Alexandra Lux - Leitung Forschungsschwerpunkt "Transdisziplinäre Methoden und Konzepte (Webseite | Tel.: +49 69 7076919-27 )
Dr. Florian D. Schneider - Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Webseite | Tel.: +49 69 7076919-71)
Thomas Fickel - Doktorand (Webseite | Tel.: +49 69 7076919-48)
Dr. Marion Mehring (Webseite)
PD Dr. Diana Hummel (Webseite)

